Die Energie die im Licht steckt und den Einfluss welche dieses auf unseren Körper hat, hat jeder schon am eigenen Leib erfahren, der sich durch UV Licht einen Sonnenbrand geholt hat. Auch die heilende Kraft der infraroten Strahlung ist bei Entzündungen bereits seit langer Zeit ein bewährtes Hausmittel. Ohne natürliches Licht ist unser Körper nicht in der Lage das lebensnotwendige Vitamin D zu produzieren. Fehlt natürliches Sonnenlicht, wie häufig während der Wintermonate in Skandinavien, muss es von aussen in Form von Vitamin D zugeführt werden. Licht ist für Menschen so wichtig, wie es Nahrung ist und auf die sich nicht verzichten lässt. Diese Erkenntnis dringt jedoch erst langsam in unser Bewusstsein vor.
Wie bei der Nahrung, gibt es auch bei Licht unterschiedliche Qualitäten von Licht. Unbestritten ist, dass Kunstlicht andere Auswirkungen auf Lebewesen hat wie natürliches Sonnenlicht. Das kontinuierliche Spektrum des Tageslichts ist zum Leben unabdingbar, es ist das hochwertigste Licht das uns zur Verfügung steht. Doch unser Tag-Nacht Rhythmus hat sich mit der Verfügbarkeit von künstlichen Lichtquellen verschoben. Die wenigsten Menschen stehen mit der Sonne auf und gehen mit dem Sonnenuntergang wieder zu Bett. Wir sind uns gewöhnt, bis spät in die die Nacht unter künstlicher Beleuchtung zu arbeiten uns zu unterhalten und TV zu schauen. Dabei ist es nicht lange her, dass Mediziner einen dritten Rezeptor im Auge gefunden haben. Bisher waren ihnen nur zwei Arten bekannt. Die Stäbchen für die Hell-Dunkel Erkennung und die Zapfen für das Farbsehen. Nun erkannten Sie einen dritten Rezeptor, der für die Steuerung der inneren Uhr im Menschen und der entsprechenden Hormone wie das Schlafhormon Melatonin oder der wachmachenden Steroiden verantwortlich ist. Damit entscheidet er auch über den menschlichen Stoffwechsel, über Gesundsein oder Krankwerden. Der Rezeptor funktioniert auch bei blinden Menschen. Blinde, die sich aus kosmetischen Gründen die Augen durch Glaskörper ersetzen liessen, verloren ihren natürlichen Rhythmus. Er pendelte sich später auf einen 25 Stunden anstatt auf einen 24 Stunden Rhythmus ein.
Der Blaulichrezeptor ipRGC (Intrinsically photosensitive retinal ganglion cells)
Die Entdeckung dieser „Blaulichtrezeptoren” ist eine revolutionäre Erkenntnis, die neue, tiefgreifende Einblicke auf unseren Körper und dessen natürlichen Vorgänge erlaubt. Wenn nämlich so einschneidende Vorgänge auf den Metabolismus, vor allem durch den kurzwelligen blauen Spektralanteil des Licht, muss dieses neu betrachtet werden. 50 Jahre nach der Entdeckung des Zirkadischen Zykluses gab es endlich einen Beweis dafür, welche Moleküle an der täglichen Eichung des Tag-Nacht Rhythmus beteiligt sind. Seither ist bekannt, dass das Auge nicht nur für das sehen zuständig ist, sondern auch der biologische Taktgeber im Körper ist.
Immer mehr Menschen, greifen am Abend, wenn endlich Ruhe eingekehrt ist und sie Zeit haben nicht mehr zum Buch oder Zeitung, sondern zum Tablet, Laptop oder Smartphone. Sie lesen sich durch Geschichten, für die am Tag keine Zeit war, schreiben Mails, Chatten oder kaufen Online ein. Viele werden dabei festgestellt haben, dass die bleierne Müdigkeit, die Sie eben in die Kissen gedrückt hat, beim Lesen, Wischen und Tippen verloren gegangen ist. Sie sind wieder hellwach und haben einen beschleunigten Stoffwechsel.
Blaues helles Licht macht wach
Ein Grund dafür ist: Die blauen Wellenlängen des Licht, mit dem LEDs Tablet, Laptop oder Handy beleuchten, und uns munter machen. Dabei wird deren Blaufärbung gar nicht wahrgenommen, weil das Auge automatisch eine Farbkorrektur vornimmt. Eine solche „Blaudusche“ macht uns jedoch schnell wach und hat auf den Körper eine ähnliche Wirkung wie Koffein. Das Hormon Melatonin, der Zeiger der inneren Uhr, wird bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Gehirn ausgeschüttet. Helligkeit hingegen hemmt die Sekretion des Hormons. Neben dieser träge auf Licht ansprechenden, sogenannten zirkadianen Rhythmik signalisiert das blaue Licht: Wachbleiben! Dabei entdeckten Forscher, am Zentrum für Chronobiologie der Universität Basel, dass auch Blinde mit einer 80% Wahrscheinlichkeit sagen können, ob eine Blaulichtquelle auf Sie gerichtet ist oder nicht. Bei anderen Wellenlängen gelingt Ihnen das nicht.
Durch das Verbot der Glühlampen und die grosse Verbreitung der Energiesparlampen und zunehmend auch LED setzen wir uns am Abend zusätzlichen Quellen von blauem Licht aus. Wundert es da, dass immer mehr Menschen unter Schlaflosigkeit und innerer Unruhe leiden? Deshalb raten Wissenschaftler, elektronische Geräte spätestens gegen 21 oder 22 Uhr auszuschalten und wenigstens im Schlafzimmer und auf dem Nachttisch für eine Lampe mit einem ausreichenden Rotanteil zu sorgen.
Quellen:
– Buch „Lügendes Licht“ von Thomas Worm & Claudia Karstedt/ Hirzel Verlag
– Spiegel Online „Handys und Tablets: Blaues Licht stört den Schlaf“ – http://goo.gl/F0e8B5
– Wikipedia Beitrag „Circadiane_Rhythmik“ – https://goo.gl/hsDfeS